Eines Tage ging ein Mann
durch den Wald.
Es war früh am Tag und der Mann hatte noch weit zu
laufen, so dachte er.
Er begegnete niemandem. Die Bäume waren hoch und dunkel,
und der Boden war dunkel und weich.
Nadelwald, dachte sich der Mann und er dachte richtig.
Gut zu laufen, dachte sich der Mann, denn er wollte vor
dem Abend noch einen weiten Weg zurücklegen.
Wie schön, daß hier niemand sonst ist, dachte
der Mann, aber er irrte sich. Er kam nicht auf den Gedanken
hinter die Bäume zu schauen, und das hätte ihm
warscheinlich auch nichts gebracht.
Er schaute sich auch nicht um, was ihm ziemlich sicher etwas
gebracht hätte.
Er war sicher, daß das Moos immer nur auf einer Seite
der Bäume wächst, und er ging beständig darauf
zu.
Auf diese Art und Weise, dachte er sich, komme ich ganz
sicher durch diesen dunklen Wald hindurch und auf der anderen
Seite wieder heraus. Und dann liegt ein weites Tal mit langem
Gras vor mir und in dem Tal fließt ein breiter Fluß.
Da werde ich mich hinsetzen und zurückschauen, und
vorher nicht, dachte der Mann.
Schade, daß der Wald so dunkel und groß war,
schade daß der Mann sich nicht umsah, denn als die
Nacht kam war er immer noch in dem Wald, in dem die Bäume
immer höher wurden, und gar keine Äste an ihrem
Stamm trugen, nur noch lange dunkle Säulen auf einem
weichen Nadelteppich.
Aber genug von dem Mann im Wald.
Wir wollen ja hier niemand den Appetit verderben.
...
Am Fluß stand eine kleine Hütte, mit dem Rücken
zum Wald und mitten auf einer kleinen Wiese. Sie hieß
Anette oder Rudolf, aber das hatte sie vergessen.
Macht nichts, sagte sich ihr Besitzer, ich weiß ja
wo sie steht und wie sie aussieht, da werde ich sie schon
wiederfinden. Außerdem gibt es hier sowieso weit und
breit keinen den ich nach ihr fragen könnte, und
auf Rufen wird sie wohl nicht reagieren.
Der Besitzer von Rudolf (oder Anette) lebte vom Fischfang,
ein einsames aber einträgliches Geschäft, bei
dem man nur selten Menschen begegnete. Fischen dafür
umso öfter, aber das machte dem Bestitzer nichts aus.
Im Sommer saß er mit seiner Angel am Ufer und im Winter
fing er Fische, die er per Post für viel Geld verkaufte.
Sein Geld bewahrte er in einer Truhe in seiner Hütte
auf und wenn ein Räuber kam um es ihm wegzunehmen,
was hin und wieder vorkam weil Räuber wissen, daß
der Fischhandel ein einträgliches Geschäft ist,
so schoß er ihn tot und fütterte mit ihm die
Fische.
Da kannte der Fischer nichts. Da war er hart.
Ja die Fischerei ist ein hartes Geschäft, dachte er
sich so manches Mal dabei, aber die Räuberei ist sicher
auch kein Zuckerschlecken.
Im Sommer geht man auf Raubzüge und im Winter überfällt
man die Leute und immer muß man sich danach im dunklen
Wald verstecken, wo sich nicht einmal die Wölfe und
Bären hineintrauen.
Wer schlau ist lässt sich das gesagt sein.
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